Seit einem Jahrhundert engagieren sich regionale Unternehmen in der IVS gemeinsam für einen starken Wirtschaftsstandort. In dieser Zeit konnte die Vereinigung bedeutende Entwicklungen anstossen und begleiten. Von Nina Schärrer
Der 3. August 1920 war ein Dienstag. Die SN vermeldeten die geplante Errichtung des Völkerbundsitzes in Genf, berichteten über die Notlage der Schweizer Uhrenindustrie und druckten den Leserbrief einer Einwohnerin, die verlangte, dass nicht nur männliche Einwohner Schaffhausens Einsicht in das neue Steuergesetz erhielten. Abseits der Schlagzeilen erfolgte gleichentags ein bedeutender Schritt für die regionale Wirtschaft: 15 Industrieunternehmen schlossen sich zur «Vereinigung Schaffhauser Industrieller», kurz VSI, zusammen. Heute zählt die Industrie- & Wirtschaftsvereinigung Schaffhausen (IVS) rund 240 Mitgliedsfirmen mit insgesamt gut 14 000 Beschäftigten. Doch was hat sie seit ihrer Gründung bewirkt?
Gesellschaftliches Engagement
Bereits im Jahr 1921 setzte sich die VSI erstmals für eine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur ein; damals ging es um einen optimal auf die Fabrikarbeitszeiten abgestimmten Fahrplan der Arbeiterzüge. Seither engagierte sich die IVS wiederholt für den Ausbau der Infrastruktur bei Themen wie Verkehr, Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder Immobilienangebot. Auch Umwelt- und Energiethemen nahm sich die IVS bereits früh an; diese bilden bis heute Schwerpunkte ihrer Arbeit. Während des Zweiten Weltkriegs leistete die IVS einen bemerkenswerten Beitrag zur Erhöhung des Selbstversorgungsgrades. Im Rahmen des «Anbauwerks» bauten 1300 Mitarbeiter von 57 Firmen auf 22 im ganzen Kanton verstreuten Plätzen vorwiegend Kartoffeln an. Anfang der 1990er-Jahre schlug die Strukturkrise in Schaffhausen zu. Alleine im Jahr 1992 gingen 1000 Arbeitsplätze verloren. Um den Kanton wieder vorwärtszubringen, wurde das Projekt WERS (Wirtschaftsentwicklung Region Schaffhausen) ins Leben gerufen, an welchem Vertreter sämtlicher Parteien und wichtiger Organisationen mitarbeiteten. Der damalige IVS-Präsident beteiligte sich in der Projektkerngruppe und versprach, die Führungspersönlichkeiten der IVS würden für WERS jährlich 100 Arbeitstage ehrenamtliche Tätigkeit leisten. Tatsächlich waren es dann sogar noch mehr.
Bildung und Personal als Ressourcen
Die Attraktivität eines Unternehmensstandorts steht und fällt mit der Verfügbarkeit passender Arbeitskräfte. Aus diesem Grund bekämpfte die IVS 1970 erfolgreich die Schwarzenbach-Initiative, welche die Zahl ausländischer Arbeitskräfte deutlich reduzieren wollte. Den Industriekanton Schaffhausen mit seinem hohen Anteil an Grenzgängern hätte dies besonders hart getroffen. Um die Integration ausländischer Personen in Schaffhausen zu fördern, unterstützte die IVS später die Gründung von Integres, der Integrationsfachstelle Region Schaffhausen. Im Bildungsbereich engagiert sich die IVS heute mit Projekten wie der «Wirtschaftswoche», «go tec!» oder «Zebra» in verschiedenster Weise für die Stärkung ökonomischer und technischer Themen im Schulunterricht sowie für die Eingliederung lernschwacher Schüler in den Arbeitsmarkt.
Dauerthema Unternehmenssteuern
Bereits im Gründungsjahr bekämpfte die VSI eine Volksinitiative, welche eine Erhöhung des Freibetrages bei den natürlichen Personen und im Gegenzug eine stärkere Besteuerung der Aktiengesellschaften vorsah. Aufgrund der konjunkturell schwierigen Lage seien die Unternehmen bereits starkgefordert, und eine höhere Besteuerung hätte Firmenschliessungen und Entlassungen zur Folge. Die Initiative wurde zwar nicht abgelehnt, aber immerhin aufgeschoben. Bis heute sind Steuerfragen ein zentrales Thema der IVS. Dabei geht es aber nicht immer um die Unternehmensbesteuerung, sondern man denkt stets auch an die Belastung der natürlichen Personen und damit auch der eigenen Mitarbeiter.
Mehr zum Jubiläum und zur IVS ist zu finden unter ivs.ch/.