Neuigkeiten |

Friedensförderung ist einer der drei Aufträge der Schweizer Armee

21.10.2019

Die Patrouillen der UNO-Militärbeobachter in Kaschmir führen oft in unwegsames Gelände auf über 4600 Metern über Meer. INTERVIEW DANIEL SECKLER, BILD zvg

Interview mit Hauptmann Thomas Scheiwiller, Offizier der Schwei­zer Armee und ehemaliger UNO­ Militärbeobachter in der «United Nati­ons Military Obser­ver Group in India and Pakistan».

Sie verbrachten mehrere Monate im Kaschmir. Welche Eindrücke vom Einsatzgebiet nahmen Sie mit nach Hause?
Thomas Scheiwiller: Frieden, Stabilität und Menschenrechte sind Privilegien, welche leider immer noch nicht in allen Ländern der Welt gleichermassen gelten. Der Konflikt zwischen den Hauptparteien Indien und Pakistan im Kaschmir ist seit mehr als 70 Jahren Schauplatz nicht enden wollender Gewalt und Kampfhandlungen zweier Militärmächte. Der Kaschmir ist ein Mix aus atemberaubenden Landschaften und unvorstellbar massiver Militärpräsenz: Es ist die am stärksten militarisierte Zone der Welt mit rund einer Million Soldaten, die sich gegenüberstehen.

Sie engagierten sich als UNO-Militärbeobachter in der «United Nations Military Observer Group in India and Pakistan». Was waren Ihre Aufgaben?
Mit rund 45 unbewaffneten Offizieren aus zehn Nationen überwacht die UNO seit 1949 den Waffenstillstand entlang der 740 Kilometer langen «Line of Control», der militärischen Demarkationslinie im Kaschmir. In diesem von Indien und Pakistan beanspruchten und umstrittenen Gebiet des ehemaligen Fürstenstaats Jammu und Kaschmir verfügt die UNO über zehn Beobachtungsstationen im Feld. Zusammen mit meinen Kameraden hatte ich die Aufgabe, die Lage vor Ort zu beobachten und zu analysieren. Zudem untersuchten wir Verstösse gegen den Waffenstillstand zuhanden des Generalsekretärs der UNO an deren Hauptsitz in New York.

Wie muss man sich einen typischen Arbeitstag als Militärbeobachter der UNO vorstellen?
Als Militärbeobachter war ich in international durchmischten Teams unterwegs, die aus zwei bis fünf Offizieren bestehen. Dabei bewegten wir uns meistens entlang der «Line of Control» und damit der unsichtbaren Frontlinie, wo sich Soldaten aus Indien und Pakistan gegenüberstehen. Während unserer Arbeit patrouillierten wir im Gelände, kontaktierten die lokale Bevölkerung oder führten Gespräche mit Militärkommandanten und Soldaten. Dabei gingen wir möglichen Waffenstillstandsverstössen vor Ort auf den Grund und berichteten darüber.

Worin lagen die Herausforderungen in Ihren Aufgaben?
Wichtig war die permanente unparteiische Arbeitsweise. Als Militärbeobachter gaben wir kein Urteil zu Vorfällen oder Beobachtungen ab, sondern analysierten und beschrieben Situationen neutral. Auch die Zusammenarbeit mit Militärtrales Element, um selber möglichst fokussiert einen Einsatz leisten zu können. Ich durfte stets auf Unterstützung zählen.

Wie würden Sie jemanden motivieren, einen derartigen Einsatz zu leisten?
Es ist ein absolutes Privileg als Schweizer Armeeangehöriger für die UNO, welche sich den internationalen Frieden und Stabilität zur Hauptaufgabe macht, in einen friedensfördernden Einsatz entsandt zu werden. Sich hautnah mit einem aktiven Konflikt zu befassen, Menschen einer völlig fremden Kultur und Lebensweise zu begegnen sowie in einem internationalen Arbeitsumfeld tätig zu sein: Diese Kombination ist in anderen Arbeitsfeldern wohl selten zu finden.

 

Informationen zur Bewerbung sowie zu den Missionen und Einsatz-gebieten finden Sie unter www.peace-support.ch

Telefon
Karte
Webseite
E-Mail