Auch im Kanton Schaffhausen finden dieses Jahr die Prüfungen für Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger des Garagengewerbes statt, wenn auch in leicht angepasster Form – trotz Corona-Pandemie.
Jetzt ist es offiziell: Lernende von Automobilberufen, die im Sommer ihre berufliche Grundbildung abschliessen, werden ihre eidgenössischen Fähigkeitszeugnisse und Berufsatteste erhalten. Das teilte der Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS) kürzlich mit.
«Die erzielte Einigung unter den Verbundpartnern der Berufsbildung ermöglicht es den Lernenden, trotz den Auswirkungen des Corona-Virus ein auf dem Arbeitsmarkt anerkanntes eidgenössisches Fähigkeitszeugnis beziehungsweise ihr eidgenössisches Berufsattest zu erhalten», sagt Olivier Maeder. Er ist in der Geschäftsleitung des AGVS Schweiz für die Bildung verantwortlich. Voraussetzung sei natürlich, dass die Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger über die entsprechenden Kompetenzen verfügen, so Maeder. Die Prüfungen finden dieses Jahr in leicht angepasster Form statt: Bei allen Berufen der technischen Grundbildungen des AGVS gibt es ein verkürztes Qualifikationsverfahren (QV) mit einer reduzierten Anzahl der praktischen Posten.
So werden in diesem Jahr die Automobil-Assistentinnen und -Assistenten vier praktische Posten absolvieren. Die Automobil-Fachleute werden ihre Kompetenzen an sechs praktischen Posten beweisen; deren sieben werden es für die Automobil-Mechatronikerinnen und -Mechatroniker sein. Schriftliche und mündliche Prüfungen hingegen gibt es im Qualifikationsverfahren 2020 für die genannten Berufe keine. Die Note «Berufskenntnisse» wird aus dem Mittelwert der Semesternoten aus dem berufskundlichen Unterricht ermittelt. Die Note des letzten Semesters zählt allerdings nicht dazu.
«Der pandemiebedingte Wegfall der schriftlichen und mündlichen Prüfungen darf die Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger der technischen Grundbildungen keinesfalls dazu verleiten, in ihren Prüfungsvorbereitungen nachzulassen», gibt Christian Leu zu bedenken, Verantwortlicher beim AGVS Schaffhausen für die Ausbildung des beruflichen Nachwuchses. «Angehende Berufsleute sollten sich jetzt umso intensiver auf die praktische Prüfung vorbereiten», so Leu.
Wer 2020 seine Lehre in der Automobilbranche abschliesst, habe intakte Chancen auf dem Arbeitsmarkt, betont Olivier Maeder: «Dank den praktischen Arbeiten am QV 2020 der technischen Grundbildungen, die insbesondere für diese handwerklichen Berufe sehr wichtig sind, wird die Arbeitsmarktbefähigung nachgewiesen. Den Lehrabgängern 2020 werden für die Zukunft alle Türen offenstehen.» (rf.)
Renato Frusciante, Geschäftsführer Garage Germann, Bargen, seit 2009
Welche Entwicklungen werden Ihre Branche in Zukunft am meisten verändern? Warum?
Einen erheblichen Einfluss werden meines Erachtens neue Energiequellen haben, welche Diesel und Benzin allmählich ablösen. Die neuen Antriebsmöglichkeiten bringen im Eiltempo einige technische Neuerungen mit sich. Das macht es spannend und anspruchsvoll, die Kunden fachgerecht zu bedienen.
Was ist die wichtigste Voraussetzung für Ihren Beruf?
Freude an der Arbeit, am Handwerk! In unserem schnelllebigen Gewerbe hat man es ohne das nötige Interesse und den Spass an der Arbeit schwer, auf dem Laufenden zu bleiben. Jede Neuerung fordert einen heraus, immer mehr elektronische Bauteile werden verbaut, was Computerkenntnisse voraussetzt. Da heisst es, sich weiterzubilden und stetig zu lernen.
Was hat sich im heutigen Garagenbetrieb am meisten verändert im Vergleich zu früher?
Der Fortschritt treibt uns an! Die Fahrzeuge werden vielfältiger, wir benötigen elektrische Hilfsmittel bei der Reparatur oder tauschen ganze Bauteile. Die Beratung im Verkauf ist anspruchsvoller geworden. Der Kunde kann aus einer riesigen Palette von Fahrzeugen wählen und damit seine Persönlichkeit unterstreichen.
Mirian Lukschander, Inhaber Degerfeld-Garage, Stein am Rhein, seit 1997
Weshalb finden Sie es sinnvoll, Lernende in den Betrieb einzubinden?
Lernende sind für den Betrieb sehr wichtig. Unter anderem darum, weil die meisten von ihnen mit PC und digitalen Medien aufgewachsen sind. Sie wenden diese vorerlernten Kenntnisse im Beruf an, und sie setzen sie auch besser um als manch gestandener Berufsmann.
Benzin-, Diesel- oder Alternativantrieb? Und warum?
Die Mobilität der Zukunft wird, da durch die Politik gesteuert, wohl vorübergehend in Richtung E-Mobilität laufen, wenn wir die Gewinnung der Rohstoffe und deren Knappheit für Batterien mal ausser Acht lassen. Ansonsten ist ein heutiger Diesel mit der richtigen Technologie noch immer durch nichts zu ersetzen. Die Zukunft sollte aber dem Wasserstoff gehören. Ich bin der Meinung, dieser sollte dereinst die Basis sein für eine grossflächige Mobilität – Forschungswille und die richtige Förderung vorausgesetzt.
Was hat sich im heutigen Garagenbetrieb am meisten verändert im Vergleich zu früher?
Aufträge werden heute kurzfristiger abgewickelt. Die Lebensdauer der Fahrzeuge hat sich um Jahre verlängert; grössere Reparaturen werden erst nach acht bis zehn Jahren fällig. Und die Diagnose erfolgt heute mehrheitlich digital.
steinamrhein.ch/gewerbe-industrie