Der Genfer Autosalon fällt auf Anordnung des Bundesrats dieses Jahr aus – das «inter nationale Schaufenster der Mobilität» bleibt geschlossen. Wer neue Autos sehen will, ist auf die Medien angewiesen. Wer sie real anfassen und probefahren will, besuche den Fach händler.
Wer hätte das gedacht: Ein Virus, das Ende Dezember 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan in der Provinz Hubei erstmals beschrieben wurde, tritt innerhalb von zwei Monaten in 70 Ländern rund um den Erdball auf. Weltweit sind mehr als 95 000 Ansteckungen mit dem Coronavirus registriert. Für die meisten Menschen verläuft die Krankheit mit dem Namen Covid-19 mild, doch ältere Personen können schwer erkranken. 3200 Menschen sind an der Krankheit weltweit gestorben. Insgesamt sind aber auch mehr als 51 000 Menschen wieder geheilt. In Italien gibt es über 3000 bestätigte Coronavirus-Fälle, über 100 Menschen sind an der Krankheit gestorben. In der Schweiz gibt es 58 an Covid-19 erkrankte Menschen (alle Zahlen Stand 4. März 2020).
Aufgrund der aktuellen Situation und der Verbreitung des Coronavirus hat der Bundesrat die Situation in der Schweiz am Freitag, dem 28. Februar, als «besondere Lage» eingestuft und eine Massnahme verfügt, die normalerweise in der Kompetenz der Kantone liegt – das Verbot von Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen. Dieses Verbot hat wirtschaftliche Konsequenzen und legt das soziale Leben der Schweiz teilweise lahm: Alle Fussballspiele wurden abgesagt, Eishockeymatches als Geisterspiele vor leeren Rängen ausgetragen. Die Basler Fasnacht findet nicht statt, der Autosalon Genf öffnet seine Tore nicht – zum ersten Mal seit der Zeit des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren.
Virtuelle Premieren, reale Fahrten
Die Geneva International Motor Show GIMS, das «Schaufenster der Mobilität», bleibt geschlossen, doch die Organisatoren haben beschlossen, dem Publikum, den Fans und den Medien die teilweise Live-Übertragung der Pressekonferenzen und Präsentationen der von den Herstellern an verschiedenen Orten organisierten Weltpremieren anzubieten. Seit Dienstag, dem 3. März, werden die Veranstaltungen übertragen und sind auf der folgenden Plattform verfügbar: www.gimsvirtualpressday.ch
Selber erleben, anfassen und probefahren kann man Autoneuheiten bei den Fachhändlern in der Region. Die Schweiz ist für alle Autoproduzenten der Welt ein interessanter Exportmarkt: Die 4,6 Millionen Personenwagen, die 2018 in der Schweiz verkehrten, stammen laut François Launaz, dem Präsidenten von Auto Schweiz, der Vereinigung der Automobil-Importeure, zu beinahe drei Viertel (genau 73 Prozent) aus Europa, zu knapp einem Fünftel (genau 18 Prozent) aus Asien und zu fast einem Zehntel (genau 8 Prozent) aus den USA. Etwas mehr als die Hälfte der in Europa produzierten Wagen kommt aus Deutschland. In die andere Hälfte des Kuchens teilen sich Frankreich, Tschechien, Spanien, Italien, Grossbritannien und Schweden.
Bei E-Autos liegt die Schweiz weltweit gesehen mit einem Anteil von 3,4 Prozent auf Platz 5 – hinter dem Spitzenreiter Norwegen (37 Prozent!) und hinter Holland, Schweden und China. «Die Zukunft ist elektrisch – mit grüner Elektrizität», so Launaz. Doch wie, wo und wann sie beginnt, scheint (immer) noch in den Sternen zu stehen. Ziel sei es, «ein Gleichgewicht von Ökonomie, Ökologie und sozialen Aspekten zu erreichen».
Davon ist der Fahrzeugmarkt in der Schweiz indes noch weit entfernt: Mehr als die Hälfte der letztes Jahr verkauften Autos hatte Vierradantrieb, in Zahlen 160 000 (plus knapp 9 Prozent). Der Verkauf von Dieselmodellen ging um fast 12 Prozent zurück auf knapp 80 000. Dafür legte der Verkauf von Fahrzeugen mit Hybridantrieb um fast 90 Prozent zu auf gut 40 000, und E-Mobile mit Batterie wurden 13 000 verkauft – eine Steigerung um fast 160 Prozent, wovon rund die Hälfte auf Tesla entfiel.