Alters- und Pflegeheime sind auch in Zukunft unverzichtbar. Daneben halten Seniorinnen und Senioren vermehrt nach innovativen Wohnformen Ausschau. Der Trend bewegt sich in Richtung «Nutzungsmischungen». | TEXT RETO SPECHT
Der Anteil älterer Menschen in der Schweiz wird in den nächsten 30 Jahren stark ansteigen. Diese Entwicklung stellt die Gesellschaft und das Sozialwesen vor enorme Herausforderungen, insbesondere, weil zum demografischen Wandel vermehrt neue Verhaltensweisen und Einstellungen der älteren Generation hinzukommen. Welchen
Einfluss hat dies auf die Wohnformen im Alter?
Es braucht Innovation für das Alterswohnen und Modelle, die den Übergang zwischen dem Wohnen im Pensionsalter und dem Pflegeheim ausfüllen. Die Errichtung weiterer Alters- und Pflegeheime ist keine Lösung. Der Anspruch an neue Wohnformen geht über Ergonomie, Barrierefreiheit oder Zentrumslage hinaus. Nebst hindernisfreiem Wohnraum gewinnt ein altersgerechtes Wohnumfeld an Bedeutung. Ältere Menschen wollen schon heute möglichst lange selbstständig und selbstbestimmt leben, sich engagieren und ihre Mobilität wahren.
Der soziale Austausch zwischen den Generationen gewinnt an Bedeutung. Viele arbeiten über ihre Pensionierung hinaus, beteiligen sich an Projekten, helfen den Jungen etwas aufzubauen. Die «Silver Generation» möchte generell ihren reichen Erfahrungsschatz an andere Generationen weitergeben und möglichst spät oder nie in ein Heim ziehen. Gefragt sind neuartige Konzepte, die diese neuen Bedürfnisse der Älteren ansprechen.
Generationsprojekte integrieren
Der Trend geht in Richtung «Nutzungsmischungen». Konkret heisst das, dass Zwischenbereiche der bisherigen Wohn- und Betreuungsformen ausgebaut werden: ambulante vs. stationäre Angebote, professionelle vs. informelle Unterstützung, Normal- vs. Sonderwohnformen.
Wohn- und Gewerbehäuser für altersgerechte Kleinwohnungen mit integrierter Arztpraxis sind ein gutes Beispiel für eine Nutzungsmischung. Neben der ärztlichen Grundversorgung sind weitere massgeschneiderte Dienstleistungen zur Unterstützung im täglichen Leben denkbar. Dazu gehören Coiffeure, Köche, Liefer- oder Einkaufs- und Treuhanddienste. Und selbstverständlich ist eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr wichtig.
Darüber hinaus sind Wohnformen denkbar, die zusätzlich Raum für den Erfahrungsaustausch zwischen Jung und Alt bieten. Generationsprojekte sind nicht nur in Alters- und Pflegeheimen oder in Schulen etabliert, sondern machen gleichermassen in diesem Zusammenhang Sinn. Vor allem Menschen im Pensionsalter, die reich an Berufs- und Lebenserfahrung sind, können der jungen Generation helfen, ihre Ideen weiterzubringen.
Die künftigen Wohnformen zeichnen ein positiveres Bild des Lebens im Alter. Auf Heime wird unsere Gesellschaft jedoch auch in Zukunft nicht verzichten können, da die letzten Lebensjahre oft mit einer stärkeren Pflegebedürftigkeit verbunden sind.