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Perspektiven der Stromzukunft am Schaffhauser Energieapéro – die Energiewende ist machbar

03.04.2013

Durch die Energiewende eröffnen sich für die künftige Stromversorgung neue Perspektiven. Bund und Kanton, die Umweltverbände sowie die Strombranche zeigten am heutigen Energieapéro im Parkcasino in Schaffhausen auf, dass sich ihre Vorstellungen der Stromzukunft nicht so sehr unterscheiden. Die grösste Differenz liegt im Tempo der Umsetzung einer kernenergiefreien Stromversorgung. Der Kanton Schaffhausen will bis spätestens 2040 aus der Kernenergie aus- und auf erneuerbare Energien umsteigen. Dieses Ziel stimmt der Regierungsrat auf die Bundesstrategie 2050 ab. In seiner Strategie 2035 setzt er auf die Ausschöpfung der Potenziale im Kanton bei den Stromeffizienzmassnahmen und bei der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien. Der Stromverbrauch des Kantons Schaffhausen soll gemäss Regierungsrat Reto Dubach bis 2035 bei 525 Gigawattstunden (Verbrauch 2009) mit Effizienzmassnahmen stabilisiert werden. Rund 80 Prozent des Strombedarfs will der Kanton selber mit Wasserkraft, Solar- und Windenergie sowie Biomasse produzieren. Für den Rest sieht er vor, erneuerbaren Strom aus der Schweiz oder aus dem Ausland zu beziehen. Referenzszenarien zeigen, dass der Strompreis dann unter Berücksichtigung der Kosten des Kernenergieausstiegs bei rund 23 Rappen pro Kilowattstunde liegen wird und damit 4 Rappen höher als ohne Ausstieg. Bei einem Stromverbrauch einer durchschnittlichen Familie mit vier Personen von 4´500 Kilowattstunden entspricht das einer Mehrbelastung von rund 180 Franken im Jahr. Reto Dubach machte klar, dass das Generationenprojekt der Energiewende nur mit der breiten Abstützung in Politik, Wirtschaft und Bevölkerung gelingen kann. Den Worten müssen nun Taten folgen. Mittels Leuchtturmprojekten soll der Weg in die Stromzukunft aufgezeigt werden. 2014 wird der Kantonsrat über das erste Massnahmenpaket zur Umsetzung der Strategie beraten. Gesetzliche Vorschriften und Sensibilisierung Der Bundesrat strebt in seiner Energiestrategie 2050 die Stabilisierung der Stromnachfrage ab 2020 an und setzt sich bis 2050 zum Ziel, den Verbrauch von heute 59 auf 53 Terawattstunden (TWh) zu senken. Christian Schaffner, Leiter der Sektion Energieversorgung des Bundesamtes für Energie, wies in seinem Referat darauf hin, dass als erste Massnahmen sowohl gesetzliche Vorgaben, wie die Verschärfung der Effizienzvorschriften für Elektrogeräte, als auch die Stärkung des energiepolitischen Programms EnergieSchweiz vorgesehen sind. Dieses soll zur Sensibilisierung der Bevölkerung für den sparsamen Umgang mit Strom beitragen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt beim Ausbau der neuen erneuerbaren Energien. Photovoltaik, Wind und Geothermie sollen bis 2050 mit rund 24 TWh an die nachhaltige Stromversorgung beitragen. Um das Potenzial auszuschöpfen, schlägt der Bundesrat in der Phase bis 2020 vor, die Förderung erneuerbarer Energien über die kostendeckende Einspeisevergütung zu erhöhen. Die Energiestrategie berücksichtigt auch die neuen Anforderungen ans Stromnetz, wenn Elektrizität zunehmend dezentral und unregelmässig produziert wird. Neben den bestehenden und geplanten Pumpspeicherkraftwerken als Speicher für unregelmässigen Stromanfall und -bedarf, will der Bundesrat die Energieforschung im Bereich der Energiespeicherung stärken und das Stromnetz um- und ausbauen. Dazu hat er die Strategie Stromnetze erarbeitet. Bevölkerung bestimmt Dynamik mit Die Umweltverbände unterstützen die Bundesstrategie grundsätzlich, verfolgen aber im Bereich Strom ambitioniertere Ziele. Sabine von Stockar von der Schweizerischen Energiestiftung präsentierte das gemeinsame Projekt der Umweltverbände «100PRO». Danach kann die Schweizer Stromversorgung bereits 2035 zu 100 Prozent auf einheimischen, erneuerbaren Stromquellen basieren. Auch bei dieser Perspektive liegt der Fokus auf der Ausschöpfung der Effizienz bei Geräten, Beleuchtung und Anlagen, könnte doch damit bereits bis 2035 19,2 TWh Elektrizität gegenüber heute eingespart werden. Mit der Botschaft «Energie sind wir» drückte von Stockar aus, dass die Bevölkerung die Dynamik der Energiewende mitbestimmt. Spielen das eigene Verhalten, Markt und Politik zusammen, so ist die Wende bis 2035 zu schaffen.  Verzicht ist notwendig Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen, VSE, stützt sich bei seinen Stromperspektiven auf den eigenen Bericht «Vorschau 2012 – Wege in die neue Stromzukunft» und zeigt darin 3 Szenarien auf. Wie Thomas Zwald, Mitglied der VSE-Geschäftsleitung, am Energieapéro ausführte, kann mit dem anspruchsvollsten Szenario bis 2050 die Schweiz im Jahresmittel zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen versorgt werden. Dessen Umsetzung fordert nach Einschätzung des VSE aber einen fundamentalen gesellschaftlichen Wertewandel bezüglich des Verhaltens aller Stromkonsumenten. Die rigorose Steigerung der Stromeffizienz ist in verschiedenen Bereichen mit Verzicht verbunden. Ein weiterer Eckpfeiler ist auch für den VSE der Ausbau des Schweizer Übertragungsnetzes.  Das anschliessende Podium bot den Referierenden die Gelegenheit, Differenzen und Gemeinsamkeiten ihrer Stromperspektiven in der Diskussion darzulegen. Unter der Leitung des Moderators Zeno Geisseler von den Schaffhauser Nachrichten kristallierte sich heraus, dass Bund, Kanton, Umweltverbände und Strombranche an die Machbarkeit der Energiewende glauben. Die Differenz liegt insbesondere im Tempo der Umsetzung sowie in der Beurteilung der Kosten. Die Vertreter der lokalen Energieversorger, Ralph Aichem, Städtische Werke Schaffhausen und Neuhausen am Rheinfall (StWSN), sowie Thomas Erb, CEO der Elektrizitätswerke Kanton Schaffhausen (EKS AG), konnten ihre Absichten und Erfahrungen zur Umsetzung der Energiestrategie in der Stadt und im Kanton Schaffhausen als konkrete Beispiele aus der Praxis ins Gespräch einbringen.
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