Neuigkeiten |

Tipps vom Experten: Wir statt ich - wie Kollaborationen Innovation fördert.

02.08.2019

Reto Wenger (links im Bild): «Wir sind überzeugt, dass innovation in Kollaboration mit Start-Ups schneller und effizienter entstehen kann, wenn wir unsere Fähigkeiten miteinander verbinden» Ralph Hartmeier (rechts im Bild): «Oft haben Start-Ups eine hohe Geschwindigkeit und Agilität, aber keinen Marktzugang oder kaum Kapital - durch die Kollaboration werden diese Assets miteinander verbunden.» Foto: 4KP

Erfolgreich über die Unternehmensgrenzen hinweg kollaborieren und so Innovation fördern, das gehört zum Spezialgebiet der beiden Schaffhauser Ralph Hartmeier und Reto Wenger.  VON PASCAL SCHMIDLIN

Sie sind Open Innovation Developer im Pirates Hub der Swisscom in Zürich – und bilden seit vielen Jahren ein eingespieltes Duo. Gemeinsam haben sie erste Berufserfahrungen gesammelt und «einiges an Lehrgeld» in einem Start-up bezahlt. Nachdem sich ihre beruflichen Wege trennten, trafen sie schliesslich einige Jahre später in der Swisscom wieder aufeinander. Genauer gesagt im Pirates Hub, einem Co-Working-Space der Swisscom. Der Hub ist ein Kreativzentrum und Ort für neue Innovationen. Die Bürowände sind voll mit farbigen Post-its, Whiteboards voller Ideen und auf den Tischen herrscht nicht selten ein gesundes Chaos, das die Kreativumgebung bestens widerspiegelt. Ihre Bürowelt teilen sich Wenger und Hartmeier nicht nur mit Kollegen aus anderen Swisscom-Abteilungen, die gerne mal etwas «Co-Working-Luft» schnuppern und sich eine Auszeit von ihrer gewohnten Arbeitsumgebung nehmen wollen, sondern auch mit Spinoffs – Unternehmen, die aus der Swisscom heraus entstanden sind – sowie Start-ups.

 «Wir sind überzeugt, dass Innovation in Kollaboration mit Start-ups schneller und effizienter entstehen kann, wenn wir unsere Fähigkeiten miteinander verbinden», sagt Wenger. Denn was der eine habe, fehle dem anderen – und umgekehrt. «Oft haben Start-ups eine hohe Geschwindigkeit und Agilität, aber keinen Marktzugang oder kaum Kapital. Durch die Kollaboration werden diese Assets miteinander verbunden», erklärt Hartmeier. Das sei aber keine leichte Aufgabe, wie die beiden zugeben. «Das Tempo in einem Start-up ist viel höher als in einem Konzern», so Wenger. Entscheidungen werden unkompliziert und schnell getroffen, ohne zuvor einen langwierigen Bewilligungsprozess zu durchlaufen. Darauf seien gerade grosse Unternehmen nicht vorbereitet. «Nicht selten hat dies Start-ups ausgebremst und eine vielversprechende Idee scheitern lassen», fügt Hartmeier an. Um solche Fälle zu verhindern, wurde bei der Swisscom vor vier Jahren ein – heute äusserst erfolgreiches – Intrapreneurship-Programm aufgezogen und den Mitarbeitenden der Startup-Spirit eingeimpft. «Wir haben ihnen beigebracht, dass man früh einen Prototypen entwickeln und testen soll», erklärt Hartmeier. Das sei etwas, was sich grosse Firmen nicht gewohnt seien und auch die Swisscom erst lernen musste. «Dies ist genau die Art und Weise, wie Start-ups funktionieren – und wenn man diesen Mindset nicht teilt, steht die Kollaboration von Anfang an auf wackeligen Beinen», betont Hartmeier.
Ein Konzept, das laut Wenger auch in Schaffhausen gut umsetzbar sei. Da gerade in KMU die Mitarbeitenden sich eher gewohnt seien, eigene Ideen einzubringen, bestünde hier viel Potenzial für Innovationen aus dem Unternehmen heraus. «Natürlich ist dann der Ideenpool kleiner, als bei einem Grossunternehmen mit vielen Angestellten», hält er fest. Deshalb würde es sich anbieten, dass sich KMU zusammenschliessen, über die Unternehmensgrenzen hinweg kollaborieren und so im Ergebnis auch zur Stärkung der Innovationskraft der Region beitragen. Mit der Teilrevision des Wirtschaftsförderungsgesetzes sollen hier entsprechende Voraussetzungen geschaffen werden. So sollen bei der Förderung innovativer Vorhaben neben der Schaffung eigener Arbeitsplätze auch die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und die dadurch indirekt geschaffenen und erhaltenen Stellen berücksichtigt werden können.

Damit Kollaborationen gelingen, sei eine «gemeinsame» Sprache eine Grundvoraussetzung, so Wenger. Das hätten sie bei der Swisscom ebenfalls erst implementieren müssen. «Und», fügt Hartmeier an, «die Bereitschaft, einfach mal anzufangen und nicht schon zu Beginn einer Kooperation darüber zu diskutieren, wem das Produkt am Ende gehören wird.» Oft würden nämlich Kooperationen zwischen Unternehmen aus dem einfachen Grund scheitern, dass man Angst habe, das andere Unternehmen möchte einem etwas wegnehmen. Die beiden Innovations-Entwickler sind überzeugt, dass die Digitalisierung alleine schon aufgrund der immer höheren Geschwindigkeit von Innovationszyklen Kollaborationen in Zukunft unumgänglich machen werde. «Es macht in einer digitalen Welt keinen Sinn, alle Kompetenzen im eigenen Unternehmen aufzubauen, deshalb führt kein Weg an Kollaborationen vorbei», betont Hartmeier.

Weitere spannende News, Tipps und Artikel finden Sie unter: firmenkompass.shn.ch

Telefon
Karte
Webseite
E-Mail