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Zurück zur ursprünglichen Markthalle

28.11.2020

Zahlreiche Informationen über die Region, Produkte aus dem Kanton Schaffhausen, offene Arbeitsplätze: Das neue Visitor Centre ist ein echtes Erfolgsprojekt. Bild ZVG / Jürg Fausch

In den vergangenen Monaten hat der Kanton Schaffhausen das ehemalige Ladenlokal des EKS an der Vordergasse 73 in Schaffhausen umgebaut. Nun ist das neue Schaffhauser Visitor Centre in die historischen Räume eingezogen. Von Ramona Melis

Staub, Baumaschinen und Handwerker waren in den vergangenen sechs Monaten dort anzutreffen, wo das kantonale Elektrizitätswerk bis Ende 2018 knapp 100 Jahre lang einen Laden führte. Der Kanton unterzog die Vordergasse 73 in Schaffhausen einem Totalumbau. Dabei war erst eine sanfte Sanierung angedacht, denn grundsätzlich waren die Räumlichkeiten in einem guten Zustand. Nachdem die kantonale Denkmalpflege die mittelalterliche Markthalle (siehe Kasten oben) unter die Lupe genommen hatte, änderten sich diese Pläne. «Als wir entdeckten, dass viele Einbauten nicht historisch sind, haben wir begonnen, grösser zu denken. Es war wie ein Befreiungsschlag», erzählt Kantonsbaumeister Mario Läubli.

Mit viel Sorgfalt umgebaut
Aus der feinen Auffrischung wurde ein grosser Eingriff, jedoch nicht zu Lasten, sondern zu Gunsten des historischen Erbes. Ein Archivraum aus den 1930er-Jahren verdeckte das hintere Drittel des Raumes und damit zwei tragende Eichensäulen. Dieses Archiv sowie der Ladenausbau mit Podesten aus den 1980er-Jahren wurden entfernt, der Durchgang zum Rathaus freigelegt und der Raum damit zu seinen Wurzeln zurückgeführt. «Wir konnten die Halle bis nach hinten zum Rathaus hin öffnen. Diese Chance mussten wir packen, sie kommt nur alle 100 Jahre einmal», so Mario Läubli.

Ein sorgfältiger Umbau lag dem Kanton sehr am Herzen, daher war die Denkmalpflege über die gesamte Zeit ein wichtiger Partner. «Wir wollten alles Historische im derzeitigen Zustand erhalten, daher standen die massiven Eichenbalken und -säulen, die tatsächlich noch aus dem Entstehungsjahr 1394 stammen, ständig unter Überwachung», erklärt der Kantonsbaumeister, der bei diesem stattlichen Alter selbst ins Staunen gerät. Glücklicherweise haben sich die altehrwürdigen Holzpfeiler während des ganzen Umbaus keinen Millimeter bewegt.

Transparenz weiterführen
Nun reicht der Blick von den Räumlichkeiten an der Vordergasse bis ins Foyer des Schaffhauser Rathauses, das bisher nur über die Rathauslaube erreichbar war, und auf die dahinterliegende imposante Kaskadentreppe, die hoch zum Ratssaal führt. Doch damit nicht genug: Der Durchgang ist offen für Einheimische und Gäste, deren Besuch sehr erwünscht ist. «Ziel ist, dass es eine Durchmischung gibt, also eine Vernetzung von Politik und Öffentlichkeit stattfindet», sagt der Kantonsbaumeister. Um diese Durchlässigkeit zu zeigen, sind bei der Renovation viele Elemente aus Glas hinzugekommen. So beispielsweise ein scheinbar schwebendes Sitzungszimmer, wo die Rätinnen und Räte diverse Sitzungen durchführen können. «Man sieht, da wird gearbeitet. Es soll eine Weiterführung der Öffnung der Galerie im Rathaussaal sein», so Mario Läubli. Die flache Hierarchie und grosse Transparenz in den kantonalen politischen Prozessen wird von auswärtigen Gästen bewundert und so ist das öffentlich begehbare Rathaus und seine Markthalle schon nach kurzer Zeit der Öffnung zum Anziehungspunkt geworden.

Der grosse helle Raum fand schnell geeignete Mieter. Seit dem 4. November empfangen Schaffhauserland Tourismus, Schaffhausen Total und das Blauburgunderland an der Vordergasse 73 unter dem Namen Visitor Centre Gäste. Der Umzug weg vom Herrenacker stand schon öfter zur Diskussion (siehe Artikel nächste Seite). Das neue Zentrum möchte aber nicht nur auswärtige, sondern auch hiesige Gäste begrüssen. «Auch Leute aus der Region können im Visitor Centre Neues entdecken, ‹rumschneuggen› und beim Blauburgunderland ein Glas Wein geniessen», freut sich der Kantonsbaumeister. Kürzlich seien zudem die neuen Tourismusstelen in der Stadt montiert worden, worauf das Zentrum schon am richtigen Ort verzeichnet sei.

 

Schaffhauserland am Puls der Zeit

Das klassische Tourismuszentrum sieht an vielen Destinationen gleich aus: Die Gäste haben die Möglichkeit, an einem zentralen Ort aus einer Vielzahl von Broschüren zu wählen und Informationen einzuholen. «Wie überall hat aber auch in diesem Gebiet in den letzten Jahren ein Wandel stattgefunden, und die Rolle des Tourismusbüros und der direkten Gästeberatung muss neu definiert werden», sagt Beat Hedinger, Direktor von Schaffhauserland Tourismus. Die Gäste informierten sich heute bereits vor der Anreise über die digitalen Medien.

Digitales und Persönliches vereint
Am neuen Standort im ehemaligen Lichtformat an der Vordergasse 73 mitten in der städtischen Fussgängerzone möchte Schaffhauserland Tourismus den persönlichen Kontakt und die digitalen Möglichkeiten nun vereinen. «Neben der Bereitstellung von Informationen rund um die Uhr soll die Gästebetreuung digitaler, individueller auf die Bedürfnisse der Gäste abgestimmt und emotionaler präsentiert werden», so Beat Hedinger.

Einheimische ebenso willkommen
Das neue Zuhause an der Hauptschlagader der Altstadt ist aber nicht nur für Auswärtige gedacht. Hier soll das Kompetenzzentrum für sämtliche Belange von Gästen aus der Region und aus der Ferne entstehen. «Es soll auch ein Zentrum für die einheimische Bevölkerung werden. Das historische Gebäude mit topmoderner Infrastruktur bietet eine grosse Chance, etwas Einzigartiges aufzubauen. Ein solcher Raum der Begegnung lebt von der Durchmischung von Gästen und Locals», erzählt Beat Hedinger. Neben aktuellen Informationen aus der Region können Tickets für Veranstaltungen und Erlebnisse, regionale Produkte sowie Weine aus dem Blaubur­gunderland bezogen werden.

Ankommen und geniessen
Seit dem 4. November ist das neue Visitor Centre nun auch öffentlich zugänglich und kommt gut an: «Die Rückmeldungen der bisherigen Besucher sind positiv. Der offene und helle Raum und die Gestaltung kommen sehr gut an.» Aufgrund der Corona-Situation fehlen Reisende, die das Besucherzentrum beleben. Beat Hedinger hofft, dass die Einheimischen und Gäste nun die Chance nutzen und sich ein persönliches Bild machen: «Kommen Sie vorbei und nutzen Sie das Angebot vor Ort – wir freuen uns auf den Besuch!»

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