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Ein Pop-up-Café als Versuchslabor

15.08.2019

Ein Yoga-Raum und daneben ein gemütliches Café sollten das Industriequartier in Stein am Rhein abseits vom Zentrum beleben. Doch der Baulärm eines Siedlungsneubaus zwang die Besitzerin vom «Raum 18» zu einer unkonventionellen Strategie – sie verpachtet ihr Café als Pop-up-Location. TEXT DANIELA PALUMBO BILDER ERIC BÜHRER

Neben dem Café auf der Holzveranda klaffte plötzlich eine tiefe Baugrube. Damit hatte Christiane Rüegg nicht gerechnet, als sie das Gebäude im Industrie-viertel von Stein am Rhein vom Lackierer der einstigen Massstabfabrik vor zwei Jahren erstanden hatte. Niemand hatte sie davor gewarnt. Statt auf der Veranda gemütlich an einer Tasse zu nippen, flüchteten die vom Lärm belästigten Gäste ins Innere des Lokals. Auf Dauer ein unerträglicher und unwirtschaftlicher Zustand.

Daher beschloss die Inhaberin vom «Raum 18», die Tore ihres Cafés nur drei Monate nach der Eröffnung zu schliessen, während sie mit ihren Partnerinnen in den ruhigen, luftigen Räumen auf der Rückseite des Gebäudes den Yoga-, Massage- und Osteopathie- Betrieb sowie die Naturkosmetischen Behandlungen weiterführte.

Auszeit in Marokko
Weitere Investitionen ins Café tätigte Christiane Rüegg nicht mehr. Sie versuchte sich mit den Yoga-Lektionen über Wasser zu halten und den Gesundheitsbereich zu konsolidieren. Dort liegt ihr Fokus. Denn eins wusste die Geschäftsfrau schon immer: «Ich wollte ein eigenes Yoga-Studio besitzen und Leute zusammenbringen. Einen schönen Rahmen bieten für die unterschiedlichsten Individuen.» Sie hatte zuvor ein Einrichtungsgeschäft in Schaffhausen geführt, ihr war daher wichtig, «dass die Räume Charme haben». Das ist ihr gelungen. Christiane Rüegg liess sich fürs Café schnell etwas einfallen. Als die erprobten Pop-up-Gastronomen «Fine Seasons» einen Event im orientalisch eingerichteten Raum veranstalten wollten, sagte sie sofort zu. Darauf liessen sich die beiden Männer rasch für eine befristete Pacht begeistern. Der «Raum 18» mit den hohen Decken, Kacheln, Holz und Bast strömt ein warmes Ambiente aus. Man wähnt sich für einen Moment nicht in Stein am Rhein, sondern in Marokko.

Im Sommer 2018 kochten «Fine Seasons» während eines Monats im «Raum 18» Köstlichkeiten aus dem nordafrikanischen Land. Und im März dieses Jahres zauberten sie wiederum vier Wochen lang unter dem Motto «Mezze 18» marokkanische Häppchen auf die Teller.

Aus dem Dornröschenschlaf geweckt
Christiane Rüegg nutzte die Zeit danach, um in ihrem Versuchslabor, wie sie es nennt, neue Ideen zu generieren und zu testen. Von Ende November bis Ende Dezember 2018 verpachtete sie das Café an zwei Bekannte, die tagsüber vegane und vegetarische Menüs und Getränke kreierten und verkauften wie etwa frisch gepresste, bunte und rohe Gemüse Shots aus Weizengras oder Curcuma und Ingwer. Sie sehen nicht nur effektvoll aus, sie sollen auch gesund sein und die Abwehr stärken. «Das Pop-up-Konzept hat unser Café aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Es gibt uns nun die Chance, auszuprobieren, wie unser Angebot mit veganem und vegetarischem Essen ankommt», sagt sie. «Für immer hätte ich den Mut nicht gehabt, so etwas anzubieten.»

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