Automobilberufe als Grundlage für gesellschaftlichen Einstieg und beruflichen Aufstieg – das erleben derzeit Jorge Amaya und Cristian Ragusa in der Schlossgarage Herblingen.
Beide haben diesen Sommer im Qualifikationsverfahren ihren Lehrabschluss als Automobil-Fachmann EFZ erlangt, jetzt haben sie ihre zwei Jahre dauernde Zusatzausbildung zum Automobil-Mechatroniker EFZ begonnen: Jorge Amaya (28) und Cristian Ragusa (21).
Beide sind erst seit ein paar Jahren in der Schweiz. Der Familienvater Jorge Amaya hatte schon in seinem Herkunftsland Honduras eine Lehre als Auto-mechaniker abgeschlossen, die allerdings in der Schweiz nicht anerkannt ist. Nachdem es in einem anderen Garagenbetrieb mit der Lehre als Automobil-Fachmann nicht geklappt hatte, wechselte er vor vier Jahren zur Schlossgarage. Hier begann er als Automobil-Aufbereiter, machte anschliessend die Lehre zum Automobil-Fachmann und ist jetzt in der Zusatzausbildung zum Automobil-Mechatroniker. Seine Deutschkenntnisse auf dem Sprachniveau B2 – eine der Voraussetzungen für die Lehre – erwarb er sich in Deutschkursen.
«Junge Menschen sind Teil unserer Gesellschaft und gehören folglich auch in einen Betrieb», sagt Angelo Zurlo. Er führt zusammen mit Adrian Bösch die Schlossgarage, die aktuell insgesamt sechs Lernende ausbildet. «Im Lehrbetrieb lernen sie Dinge fürs Leben, von einfachen Regeln bis hin zu einer Abschlussprüfung.» Diese zu bestehen sei das Fundament für die berufliche Zukunft, so Zurlo weiter. «Beim Bau dieses Fundaments sehen wir uns als einen von verschiedenen Bausteinen.»
Wie sein Berufskollege Jorge Amaya hat auch Cristian Ragusa die Stelle im Lehrbetrieb über sein Beziehungsnetz gefunden: «Ich konnte zur Probe in dem Betrieb arbeiten, und anschliessend hat es mit der Lehrstelle zum Automobil-Mechatroniker geklappt. Es war von Anfang an mein Wunschberuf.» In der Schlossgarage arbeitet er seit August dieses Jahres. Die Belegschaft habe ihn gut aufgenommen, sagt Ragusa: «Ich fühle mich hier mega wohl und gut akzeptiert.» Seine Deutschkenntnisse führt er darauf zurück, dass er mit seinem Vater schon immer viel Deutsch gesprochen hat.
Amaya und Ragusa gehören beide zum sogenannten «Corona-Jahrgang», also zu denjenigen angehenden Berufsleuten, die ihr Qualifikationsverfahren pandemiebedingt unter angepassten Bedingungen absolvierten. So gab es bei den Berufen der technischen Grundbildungen des AGVS ein verkürztes Qualifikationsverfahren mit einer geringeren Anzahl praktischer Posten. Das sei keineswegs nur ein Vorteil gewesen, sagt dazu Jorge Amaya: «Wir konnten lediglich an sechs Praxisposten arbeiten. Das machte es schwieriger, ein schlechtes Ergebnis an einem Posten mit einem guten Abschneiden an einem anderen Posten wettzumachen.» (rf.)