Windmessungen übertreffen Resultate der Windenergiepotenzialstudie
18.01.2012
Was mit einer spektakulären Kletterpartie im August 2010 begonnen hatte, wird nun mit dem Windmessbericht abgeschlossen. Damals installierten professionelle Höhenarbeiter auf dem Antennenmast beim Siblinger Randenhus im Auftrag des Baudepartements des Kantons Schaffhausen Messgeräte für Windmessungen. An zwei weiteren Standorten wurden im Frühjahr 2011 (Chroobach) und im Herbst 2011 (Hagenturm) ebenfalls Messungen durchgeführt. Damit sollten die Resultate der Windenergiepotenzialstudie aus dem Jahr 2009 verfeinert und verifiziert werden. Die nun ausgewerteten Messresultate haben die Erwartungen aus der Windenergiepotenzialstudie nicht nur bestätigt, sondern gar übertroffen. Die Resultate ergeben über 57 GWh Windstrom.
Kann die Windkraft einen Beitrag zur einheimischen, CO2-neutralen Energieversorgung des Kantons Schaffhausen leisten? Diese Frage versuchte die Windpotentialstudie aus dem Jahre 2009, welche das Baudepartement des Kantons Schaffhausen vor rund einem Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt hatte, zu beantworten. Die Studie wies mit 53,1 Gigawattstunden (GWh) - bei einem gesamten Elektrizitätsverbrauch von 450 GWh (davon Haushaltstrom ca. 75 GWh) - ein überraschend grosses Potential an Windstrom für den Kanton Schaffhausen aus.
An drei für die Windenergienutzung besonders geeigneten Standorten (Chroobach, Hagenturm und Siblinger Randenhus) wurden im Auftrag des Baudepartements während dem letzten Jahr Windmessungen durchgeführt. Diese Messungen verfolgten das Ziel, die Studienresultate aus dem Jahr 2009 zu verfeinern und zu verifizieren. Die verantwortliche Firma New Energy Scout installierte die Messgeräte, wertete die Messungen aus und verfasste den Windmessbericht. Die Resultate der neuen Berechnungen mit den Messdaten ergeben im Vergleich zur Studie nun sogar 57 GWh Windstrom. Berücksichtigt man den technologischen Fortschritt, der die Windenergienutzung in der Zwischenzeit gemacht hat, liegt dieses Potential wohl noch um einiges höher.
Ideale Standorte für Grosswindanlagen
Die Messungen auf dem Antennenmast beim Siblinger Randenhus erfolgten während eines Jahres auf 40 und 65 Metern Höhe. Sie umfassten die Windgeschwindigkeit, die Windrichtung und die Temperatur. Parallel dazu wurden im Frühjahr 2011 während zweier Monate im Chroobach vom Boden aus Messungen mit einem Laser basierten Messverfahren (LiDAR) gemacht. Im Herbst 2011 wurde dasselbe Verfahren für zwei Monate am Hagenturm angewendet. Die Messresultate ermöglichen mit einem modellgestützten Berechnungsverfahren detaillierte Aussagen über das Potenzial und die Wirtschaftlichkeit von Grosswindanlagen im ganzen Kantonsgebiet. Es liegt nun eine Windkarte vom Kanton Schaffhausen vor, aus der das Windvorkommen direkt herausgelesen werden kann.
Geeignete Standorte für Grosswindanlagen sind, wie schon in der Potentialstudie von 2009 aufgezeigt, auf dem Hagen, auf dem Siblinger Randen sowie im oberen Kantonsteil auf dem Chroobach und Wolkenstein. Für die Standorte, die aufgrund der politischen Entscheide die Installation von Windanlagen zulassen, kann der Kanton mit den Messresultaten interessierten, privaten Bauherren und Investoren die Grundlage und einen Anstoss bieten, um ein wirtschaftliches Windenergieprojekt in Angriff zu nehmen.
Landschaftsschutz und Energiepolitik
Sämtliche geeigneten Standorte liegen allerdings im Wald oder in Gebieten des Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN). Ausserdem beträgt bei Grosswindanlagen die Gondelhöhe bis zu 120 Meter. Die Rotoren haben einen Durchmesser von mehr als 50 Meter, so dass die optische Auffälligkeit in der Landschaft nicht zu vernachlässigen ist. «Die Realisierung von Grosswindanlagen wird deshalb abhängig sein von einer Interessenabwägung zwischen dem Landschaftsschutz und den Zielen der Energiepolitik», betonte Regierungsrat Reto Dubach. Seinen Ausführungen nach verfolgt die Schaffhauser Energiepolitik das Ziel, die Energieversorgung im Kanton durch mehr Energieeffizienz und den vermehrten Einsatz erneuerbarer Energien volkswirtschaftlich zu optimieren und auch in Zukunft sicherzustellen. Mit dieser Politik leistet der Kanton einen Beitrag zur Senkung des CO2-Ausstosses und zur Minderung der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, die teilweise aus politisch instabilen Staaten importiert werden. Importierte, fossile Energie soll zunehmend durch inländisch erzeugte Güter der Energieeffizienz und einheimische, erneuerbare Energie ersetzen werden. So sinken die Energieausgaben zu Gunsten beschäftigungswirksamer Investitionen, was im Kanton einen Wachstumseffekt bewirkt. Die Windenergie bringt uns dem Regierungsziel, einem schrittweise und geordneten Ausstieg aus der Kernenergie zwischen 2019 (Beznau I) und 2034 (Leibstadt), ein Stück näher - so Dubach weiter.